Text
Fremden-Blatt 10. Januar 1858
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Ihre liebenswürdigen Leserinnen mögen Ihrem Müßiggänger nicht zürnen, wenn er. statt mit der neuesten Toilette und den hervorragen hervorragende« ¬ de« hervorragende« Erscheinungen des Salons sich zu beschäftigen, seit seinem letzten Brief wieder zwei Stunden mit Miß Pastrana, dieser, wie Nestroy sagt, ^Vvn Siebenhundert Häßlichsten", zugebracht hat. Es ist ja immer das Originelle, das Extravagante, was uns fesselt und anzieht. Und Miß Jutta ist gewiß eine ganz eigenthümliche Erscheinung und in ihrer Häuslichkeit eine ganz annehmbare Persönlichkeit, der gegenüber man das Affenartige und Wurzelgräberische ganz vergißt. Sie hat mir ge gezürnt, ¬ zürnt, gezürnt, daß ich indiskret genug gewesen, ihren, verschämt einem feurigen Ungar gespendeten Kuß der Oeffentlichkeit preiszugeben, und ich mußte mich energisch vertheidigen, um den Zorn der bärtigen Me Mexikanerin ¬ xikanerin Mexikanerin zu besänftigen. Um meinen letzten Zweifel, daß Miß Pastrana für Männerschwüre und Komplimente des starken Geschlechts durchaus kein Attachement habe, zu beseitigen, erzählte sie mir mit lachendem Munde, — die Pflicht der Höflichkeit gebietet mir, dieses Wort für das sonderbare Lippen-Ungethüm, das der vielbewunderten Dame .zwi .zwischen ¬ schen .zwischen Nase und Kinn von der launenhaften Mutter Natur oktroyirt wurde, beizubehalten, — daß sie in neuester Zeit „the acquaintance of a charmiog lady“ gemacht habe, die der Kunst angehört und einen gefeierten Namen besitzt. Miß Julia war ganz entzückt über die neu angesponnene Freundschaft und versicherte, es freue sie dieselbe um so mehr, als es bisher gerade das schöne Geschlecht war. das sich von ihr, die, wie Richard III., „halb fertig, kaum gesandt in diese Welt des Athmens, so häßlich, daß Hunde bellen, hinkt sie wo vorbei", immer mit Schrecken und Abscheu abgewandt hat. Nachdem mich meine mexi mexikanische ¬ kanische mexikanische Freundin aber auf Dankee-Wort versicherte, sie sei von der charming lady ganz frank und frei auf ihre bartumschatteten Wangen geküßt worden, da war meine Neugierde aufs Höchste gespannt, und ich bat Miß Julia, mir das Porträt zu zeigen, das ihr ihre Freun Freundin ¬ din Freundin als ein Angedenken übergeben hatte. Sie willfahrte meinem Be Begehren, ¬ gehren, Begehren, und ich sah — doch dies zu errathen, überlasse ich dem Scharf Scharfsinn ¬ sinn Scharfsinn der Leser, und nur so viel sei verrathen, daß unsere Kunsthand Kunsthandlungen ¬ lungen Kunsthandlungen zu den bedeutendsten Absatzartikeln auch dieses Bild in den der^iedenartiqsten Gestalten zählen, deren Eine durch eine vielbekrit vielbekrittelte ¬ telte vielbekrittelte Unterschrift längere Zeit das Gespräch des Tages bildete. Miß Julia ist kontraktlich gebunden, während des Winters nur im Cirkus Renz aufzutreten, im Sommer aber gedenkt sie nach Wien zurückzukeh zurückzukehren ¬ ren zurückzukehren und ihre werthe Persönlichkeit in einem paffenden Lokale allein dem Publikum vorzuführen.
Translation by Asta McCarthy:
Your kind readers might not be angry with their loafer, when, instead of reporting about the latest fashions and most outstanding appearances of and in the Salons, since his last letter he again spent two hours with Ms. P., the ' ugliest of 700', as Nestroy (a famous actor of the time in Vienna) said. It is always the original, the most extravagant, which catches and attracts us, and Ms. P. is certainly a most unusual person, and, in her ugliness, a rather acceptable personalty, opposite of whom one forgets the monkey-likeness and the root-digging way. She was angry with me, that I was tactless enough mention to the public that she sent a bashful kiss to a fiery Hungarian,and I had to defend myself vigorously in order to soften the anger of the Mexican. In order to clarify any doubts about her having attachments to mens' vows or compliments by the stronger sex, Ms. P. told me with a laughing mouth - duty of politeness urges me to use this word for this lip monstrosity that capricious Mother Nature forced upon this often admired lady between her nose and her chin -, that lately she made the acquaintance of a "charming lady who is an artist and of a famous name". Ms. P. was delighted about this newly established friendship and assured me, she was even more delighted, because until now it was exactly the beautiful sex which turned away from her with horror and disgust, as in Richard III "half finished, partly sent into this world of breathing, so ugly that dogs bark when she limps past". When my Mexican friend assured me the charming lady freely and frankly kissed her on her beard-shadowed cheek, my curiosity was heightened to the maximum, and I asked Ms. P. to show me the portrait her friend gave her as memento. She obliged me and I saw - but I leave this to the sharp intellect of my readers,and only allow, that our art stores count this picture in its manyfold variations as one of their most-sold articles , one of which was the talk of the day for quite some time, because of its often-criticized signature.
Ms. P. is bound by contract to appear only in Circus Renz during the winter, but is thinking of returning to Vienna in the summer and exhibit her esteemed personality to the public at a fitting locality.